EXIL
//2019 - heute
Ein bisschen unglücklich – ja, man kann es nicht anders sagen, wir sind ein bisschen unglücklich. Das Künstlerhaus ist einfach ein Teil von uns und wir von ihm. Doch jetzt wird unsere geliebte Spielstätte, unsere künstlerische Heimat, einer gründlichen Sanierung und Neustrukturierung unterzogen.
Dieser sogenannte dritte Bauabschnitt wird einige Jahre in Anspruch nehmen (drei werden es sicherlich). Und wir müssen inzwischen ins Exil. Zum Glück war Theater4 schon immer eine Pionierpflanze, die es gewohnt ist, widrigen Umständen mit Sturheit und Anpassungsfähigkeit zu begegnen.
Aber wir brauchen Sie, liebes Publikum! Bitte gehen Sie mit uns auch diesen Weg. Bleiben Sie uns treu, auch wenn wir hier und da Abstriche machen müssen. Denn ohne Sie ist das alles nichts.
2019 // Hase Hase von Coline Serreau
Wir hatten unserem Publikum in den vorangegangenen Jahren einige theatrale Experimente zugemutet. Außerdem war es nötig, mit einem belastbaren Stück an der neuen Spielstätte die technischen und organisatorischen Möglichkeiten vorsichtig auszuloten. Wir starteten also mit einer Komödie. Und wählten "Hase Hase" der Erfolgsautorin Coline Serreau, die ganz aktuell eine Neufassung des Stückes herausgebracht hatte. Parallel lief die Uraufführung am Schiller-Theater in Berlin mit Katharina Thalbach und so war Theater4 eines der ersten, die die Neufassung anpackten.
Und ja, wir und unser Publikum liebten diese vielschichtige Hommage an die Familie.
2020 // König Ubu von Alfred Jarry
Mein lieber Herr Gesangsverein, was für ein absurdes Kasperletheater inklusive dem Anspruch, aktuelle politische Tendenzen zu kommentieren. Einfach war es wahrlich nicht, der König Ubu wehrte sich heftig, ursupiert zu werden, aber am Ende haben wir unserem Publikum einen wilden Ritt geboten und haben ihn uns zu eigen gemacht. Toll!
2020 & 2021 // Maulwürfe
2020, das Jahr der großen Seuche. Obwohl Theater4 beschloss auch im Angesicht der Pandemie Theater zu machen, ein ausgefuchstes Hygienekonzept vorzulegen und mögliche Defizite aus den Rücklagen zu begleichen ... es hat nicht sollen sein. Lock-Downs light & heavy legten den Probebetrieb schneller lahm, als mal Impfung sagen konnte.
Und so verlegte sich das Ensemble auf ein Film-Projekt, das eigentlich nur die Bauarbeiten am Künstlerhaus theatral begleiten sollten, sich aber zu einem Herzensprojekt entwickelte.
2022 // Gold von Philipp Gärtner
Was für ein Drama. Wir brannten nach der langen Pause und fanden ein Stück, das uns voll und ganz begeisterte. Der tapferen Tilda folgen wir bedingungslos auf ihrem rasanten Weg an den Rand der Gesellschaft und direkt hinein in die Apokalypse. Es war grandios und es war ein Fest, dieses Stück spielen zu dürfen. Zur Premiere freuten wir uns über den Besuch des Autors Philipp Gärtner und über sein Lob.
Auf der Zielgerade allerdings holte uns das Virus erbarmungslos ein. Zunächst meldete sich unser neuer formidabler Bühnenbilder krank (sehr sehr schade, aber zunächst verschmerzbar), dann aber der erste Schauspieler am Tag der Generalprobe. In einem Kraftakt wurden seine Rollen im Ensemble verteilt und fantastisch gespielt. Drei Vorstellungen durften wir dann unsere Tilda feiern. Nach der dritten Vorstellung dann die nächste Krankmeldung und die beiden letzten Vorstellungen mussten abgesagt werden.
Ein bitterer Abschied aus unserem Exil. Umsomehr ein Grund, nun nach vorne zu blicken in großer Vorfreude auf unsere neue, alte Heimat, das Künstlerhaus, das im Herbst 2022 an die Öffentlichkeit übergeben wird.