AM RAND DER STÄDTE
//Keiner bleibt unbeschädigt
„Das Stück spielt in der Gegenwart am Rand der Städte". Diesen kleinen Hinweis gibt die Autorin dem Ensemble mit auf den Weg der Inszenierung.
Irgendwo also am Rand der Städte. Heute. Erste Wölfe tauchen auf und zeugen vom langsamen Niedergang. Unbeirrt hiervon hoffen unterschiedlichste Menschen auf ihr Stück vom Glück. Manche suchen, manche warten. Liebe, Geborgenheit, Anerkennung, eine Zukunft, eine Vergangenheit. Ist das Ergreifen einer Möglichkeit, der Versuch der Selbstbestimmung wirklich so schwer?
Die wenigsten dieser Träume scheinen in Erfüllung zu gehen, während sich die Geschichten dieser Gesellschaft der Gescheiterten und zum Scheitern Verurteilten immer weiter miteinander verweben. Unheilvoll, tragisch, aberwitzig und anrührend zugleich.
"Zugleich" ist möglicherweise der Schlüssel für dieses Stück. Denn Dea Loher versteht es, jegliche Schwarz-Weiß-Sicht aufzuheben. Den Protagonisten widerfahren Unrecht und Ungerechtigkeiten, sie werden entlassen, verlassen, sie werden verbogen, haben keine Perspektiven, keinen Raum. Zugleich aber machen sie sich schuldig.
Sie verlassen, verbiegen, üben Gewalt aus, strafen und töten gar.
Das vielschichtige Leben, das uns „Diebe" zeigt , ist teils weit von unserem eigenen Leben entfernt, zugleich aber nahe an uns, nahe an einem so genannten normalen Leben. Die Schicksale spielen nicht an exotischen Orten mit unglaublichen Umständen oder außergewöhnlichen Fähigkeiten.
Keiner der Protagonisten bleibt – ganz wie wir – unbeschädigt von diesem Leben, aber es klagt auch keiner das Schicksal oder die Gesellschaft an. Nicht einmal die Figuren, die aufgeben. „Diebe" ist der Blick durch ein Kaleidoskop, ohne Wertung, ohne Aufforderung, ohne Lösung.