ÜBER DEN AUTOR
Die einseitige Liebe des Peter Turrini
"Ich habe gedacht, dieses Schreien in mir wird zur Ruhe kommen, wenn ich es auf die Bühne gebracht habe, aber das ist nicht der Fall, es schreit weiter." (Peter Turrini)
Der österreichische Dramatiker, Peter Turrini, ist keiner, der Provokationen scheut. Er ist ein scharfzüngiger, intensiver Beobachter der Gesellschaft. Der Ruf, zynischer Bürgerschreck zu sein, wird dem engagierten Demokraten nicht gerecht. Verletzt, wütend, pessimistisch stellt Turrini engstirnige Bürgerlichkeit und Ungerechtigkeit an den Pranger. Außenseiter sind in seinen Stücken die Regel: die Armen, die Alten, die Krüppel, die Versager.
Peter Turrini sucht die politische Wirksamkeit seiner Dramen. Er schreibt nicht für den intellektuellen Kulturbetrieb, er schreibt für die Leute, die nie ins Theater gehen und nie einen Buchladen von innen sehen.
Warum die Margarinefresser keinen Geschmack haben, lässt sich am besten aus ihrer Lebenssituation erklären. Die meisten Margarinefresser stehen zwischen sechs und sieben Uhr früh auf. Beim Frühstück raunzen die Kinder und die Ehegattin schaut drein wie Pompfüneberer. Dabei lässt sich natürlich kein Geschmack entwickeln. Dann fährt er zum Arbeitsplatz und verrichtet dort acht Stunden lang mehr oder weniger stumpfsinnige Tätigkeiten. Wieder keine Gelegenheit, zu Geschmack zu kommen. Dann fährt er nach Hause und isst Knackwurst mit gerösteten Kartoffeln, während ihm seine Gattin erzählt, dass die Margarine schon wieder um 50 Groschen teurer geworden ist. Wie soll man dabei Kultur entwickeln? Anschließend Fernsehen. Das Programm endet in Österreich mit der Bundeshymne. Auch nicht gerade ein Beitrag zur Geschmacksentwicklung. Anschließend Bettruhe, an Samstagen mit vorherigem Beischlaf. Fazit: Der Margarinefresser ist ein Banause und wird es wohl auch bleiben." (Aus: Kulturkritik; 1974)
Für diese Margarinefresser schreibt Turrini. Er wollte immer deren Herz und Verstand erobern, indem er sie versteht und liebt, indem er ausspricht, was sie empfinden.
Turrinis Bekanntheitsgrad hat mit meinen Erwartungen Schritt gehalten. Kein Kronenzeitung-Leser im Land, der ihn nicht kennt. Nur mit der Liebe, der gegenseitigen, ist's halt nichts geworden. Die blieb einseitig-autorenseitig. Das ist weder des Autors Versagen noch das der Menschen, die ihn schätzen würden, wäre ihnen seine Arbeit vertraut. Es ist bloß weit leichter, als wir gedacht hatten, jemanden zum "Staatsdichter" zu machen, um zu verhindern, dass er "Volksdichter" wird. (Christine Nöstlinger)
Es ist dann doch eine überwiegend einseitige Liebe geworden.