Wir versuchen es mit dem Leben

//Aus dem Programmheft 1991 "Der Meteor"

Totgesagt, totgeglaubt und manchmal auch totgefühlt - was Wolfgang Schwitters Situation kurz umschreibt, traf auch auf uns zu.

Der Brand in unserem ehemaligen Theater, Auflösungserscheinungen durch den privat bedingten Umzug einiger unserer Schauspieler, der Weggang unseres - im wahrsten Sinne des Wortes - unersetzlichen Regisseurs Edward König und nicht zuletzt die Bürde des großen Erfolges mit dem "Wiener Totentanz", eine Liste von Gründen, die im Herbst 1989 die pessimistischsten Vorhersagen realistisch erscheinen ließen.

Es begann eine zähe Phase der Neuordnung, der Suche nach Lösungen, die oft in Kompromissen endete, oder auch oft genug in Sackgassen. Ein knappes Jahr lang rangen wir mit den Voraussetzungen, versuchten wir uns ein Umfeld zu schaffen, das es ermöglichte, wieder auf der Bühne zu stehen, dem Theater4 wieder Leben einzuhauchen. Unser Dank gilt an dieser Stelle allen, die uns in dieser schwierigen Phase unterstützt haben und an uns glaubten, allen voran die Gemeinde Schwarzenbruck, die uns einen Proberaum zur Verfügung stellte.

Wir begannen mit ersten Proben. "Die Irre von Chaillot", ein Stück von Jean Giraudoux, war ausgewählt worden - sehr poetisch, fast märchenhaft, doch leider nur mit großem technischen Apparat zu realisieren, wie sich nach wochenlangen Proben herausstellte.

Ein neues Stück musste ausgewählt werden, angepasst an die geschrumpfte Anzahl von Schauspielern, die beengten räumlichen und technischen Möglichkeiten - daran scheiterte auch unser nächstes Vorhaben "Eine Reise um die Erde in 80 Tagen" von Pavel Kohout.

Und doch scheint es erneut geklappt zu haben, allen Umständen zum Trotz. Unsere dritte Produktion - das vierte Stück ist aufführungsreif, der Meteor hat ein Eigenleben entwickelt, hat die alten und neuen Mitglieder des Theater4 zusammengeschweißt. Theater4 beginnt zur festen Institution zu werden, auch wenn sich nach diesen Vorstellungen die gleichen Probleme erneut stellen werden. Aber: "Theater4 wird es mit dem Leben versuchen, wenigstens solange es noch lebt." (frei nach Friedrich Dürrenmatt)